Anlass

Mit der am 6. März 1996 vom Niedersächsischen Landtag verabschiedeten Reform der Gemeindeordnung wurde die Vereinigung der kommunalen Ämter Bürgermeister und Stadtdirektor beschlossen und die direkte Wahl eingeführt. Zuvor wurde ein ehrenamtlich tätiger Bürgermeister vom Rat zu seinem Vorsitzenden und Repräsentanten bestimmt. Als Hauptverwaltungsbeamter für die Geschäfte der laufenden Verwaltung war der durch den Rat berufene Stadtdirektor veranwortlich. Letzter in dieser Position war Gerhard Müller (CDU). Mit dessen Ausscheiden aus dem Amt und Kristin Mahlitz' Vereidigung als erste hauptamtliche Bürgermeisterin wurde die Eingleisigkeit auf Borkum final zum 1. Juli 2005 umgesetzt. Ihre Amtszeit betrug aufgrund der Koppelung der nächsten Wahl an die Niedersächsischen Kommunalwahlen statt acht nur sechs Jahre und vier Monate.

Ablauf

Am 1. Februar 2005 hat der Wahlausschuss sechs Wahlvorschläge, darunter die Vorschläge der Parteien CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen, einem der Wählergruppe Unabhängige Insulaner, sowie zwei Einzelwahlvorschläge, zur Wahl zugelassen. Bis auf Kristin Mahlitz (parteilos) waren alle Kandidaten bisher in der Kommunalpolitik aktiv und Mitglieder des Rates. Am 27. Februar fand in der Kulturinsel vor 150 Interessierten eine von Horst Bötcher moderierte Podiumsdiskussion statt. Mit Ausnahme von Cornelius Akkermann (CDU) nahmen alle Kandidaten daran teil. Am 13. März, eine Woche vor der Stichwahl, fand eine zweite Podiumsdiskussion mit Akkermann und Mahlitz statt. Die Veranstaltung wurde nun von mehr als 500 Personen besucht.
Die Sitzungen des Wahlausschusses zur Feststellung des amtlichen Endergebnisses fanden am 7. und 21. März statt.

Folgen

Mahlitz' Wahlsieg wurde von den Regionalmedien aufgrund ihrer Mandatslosigkeit und des Stimmenunterschieds im ersten Wahlgang als Überraschung angesehen. Sie selbst äußerte gegenüber der Borkumer Zeitung „nicht wirklich“ mit der Wahl gerechnet zu haben.
Bürgermeister Akkermann (CDU) erklärte noch am Wahlabend seinen Rücktritt mit sofortiger Wirkung. Das schloss den Vorsitz des Rates, des Verwaltungsausschusses und des Aufsichtsrates der Wirtschaftsbetriebe ein, nicht aber das Ratsmandat. Er respektiere, dass Borkum sich mit der Wahl einer parteilosen Kandidatin für die Neutralität entschieden habe, sagte er gegenüber der Borkumer Zeitung.¹
Die CDU kündigte am 25. März den Koalitionsvertrag mit den Grünen, da sie in deren Äußerungen in der Borkumer Zeitung einen Vertrauens- und somit Koalitionsbruch sah. Zuvor hatte Grünen-Fraktionsvorsitzender Eldert Sleeboom in einem Leserbrief zur Wahl von Mahlitz aufgerufen und der CDU „einseitige Gefälligkeitspolitik“ und Sorge vor Machtverlust vorgeworfen.² Die Konsequenz war die Auflösung der gemeinsamen Gruppe im Rat und der Rücktritt Derk Steemanns (Grüne) als stellvertretender Bürgermeister. SPD, UI und Grüne einigten sich auf eine Gruppenbildung. In der Sitzung vom 30. März veränderten sie mit ihrer Mehrheit die Besetzung der Ausschüsse und wählten Steemann bis zum Übergang in die Eingleisigkeit zum Bürgermeister.
Mit dem Beginn ihrer Amtszeit am 1. Juli wurde Mahlitz 17. Mitglied des Rates. Am 25. Juli wurde Steemann zum Vorsitzenden des Rates gewählt, die Bürgermeisterin war nach neuem Kommunalrecht dafür nicht wählbar.