Details
  • Titel:Rede zum Gedächtnis und zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft für Fritz Klennert
  • Veröffentlichung:30.06.1967, 14:00 Uhr
  • Ort:Ratssaal, Rathaus, Borkum
  • Sprache:Deutsch
Autor
Verfügbarkeit
  • Urheberrecht:Gemeinfrei

Die Rede zum Gedächtnis und zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft für Fritz Klennert wurde vom stellvertretenden Bürgermeister Dode Beckmann (FDP) am 30. Juni 1967 anlässlich des Unfalltodes von Bürgermeister Fritz Klennert (SPD) gehalten. Sie fand im Ratssaal des Rathauses im Rahmen eines informellen Treffens des Rates um 14:00 Uhr, einer Stunde vor Klennerts Beisetzung, statt. Das Manuskript wurde im Wortlaut in der Borkumer Zeitung und der Sonderveröffentlichung „Borkum in tiefer Trauer“ abgedruckt. Es ist gemäß § 48 Abs. 1 Nr. 2 UrhG frei von Urheberrechten.

Digitalisierter Volltext

Frau Meyer-Gerhards, meine Herren!
Wir alle stehen wohl noch zu sehr unter dem Eindruck dieses entsetzlichen Unglücks, das nicht nur einige Familien unserer Insel, nein, das uns alle bis ins Tiefste trifft, um zu ermessen, was unsere Gemeinschaft verloren hat.
Wir haben es schon in unserem gemeinsamen Nachruf gesagt, daß es auch in unserer Zeit der Automation, der Massen, des Auseinanderstrebens der unterschiedlichen Interessen doch immer noch auf den einzelnen Menschen ankommt, auf den Einsatzfreudigen, den Aufgeschlossenen, den für den Nächsten Bereiten, wenn wir bestehen wollen.
Es wird so oft leicht dahergeredet, daß es immer die Besten trifft, ich meine aber, daß unsere Inselgemeinschaft durch das Unglück auf Norderney nicht nur Bürger und Freunde verloren hat, die an verantwortlicher Stelle die Geschicke unserer Stadt und unseres Bades leiteten oder beeinflußten, sondern auch Menschen, die ihren Beruf und ihren Auftrag als Berufung, als Verpflichtung sahen. Wir werden gleich von Ihnen Abschied nehmen müssen. Es werden Lücken bleiben, die nur sehr schwer zu schließen sein werden.
Diese aus den Beisetzungsfeierlichkeiten ausgeklammerte, nur für die Stadtverwaltung vorgesehene kurze Zeitspanne soll nach unserer unmittelbar nach Bekanntwerden des Unglücks gefaßten Meinung der Würdigung des Mannes gelten, dessen Platz heute leer ist. Wir alle wissen, daß es kaum eine Sitzung gab, die ihn nicht auf seinem Posten sah.
Wir alle, die wir Verantwortung tragen für unsere Gemeinschaft, wissen, daß so etwas nicht selbstverständlich und auf keinen Fall ohne persönliche Opfer möglich ist. Und wenn ich einen Versuch einer Würdigung des Verstorbenen mache, so glaube ich mich mit Ihnen darüber einig, daß wir dabei wohl den durch und durch politischen Menschen, nicht aber den Parteipolitiker im allgemeinen Sinne sehen sollten.
Die großen Entscheidungen in unserem Hause sind, wenn auch oft einmal nach hartem Ringen, fast alle einmütig geformt und gefaßt worden, aber Bürgermeister Klennert hatte doch den entscheidenden Anteil besonders an der Entwicklung unserer Insel nach dem letzten Krieg; er lebte aber auch, und so ist er in seinem öffentlichen Wirken auch wohl nur zu verstehen, für die Gemeinschaft, weil diese Spannung, diese Beziehung zu den Aufgaben seines Amtes ihn so formte.
Und das ist sicher wahr; dieses ständige Gegenüber mit kleinen und großen menschlichen Anliegen und den öffentlichen Aufgaben ließ ihn auch über Parteischranken hinauswachsen, so daß er eben „Der Bürgermeister“ war.
Der Landkreis Leer, der unseren verstorbenen Bürgermeister für die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes vorschlug, das ihm auch verliehen wurde, sagte in der Begründung hierzu.
Ich zitiere fast wörtlich:
Herr Bürgermeister Klennert wurde am 8. August 1899 in Herford geboren, kam 1917 als Soldat, als Flieger, nach Borkum und blieb nach Kriegsende dort. Er erwarb sich die Titel eines Elektro- und eines Maschinenmeisters, wurde Angestellter bei der Stadt, dem damaligen Elektrizitätswerk, und 1933 wegen seiner Zugehörigkeit zur SPD aus dieser Position entlassen und vorübergehend inhaftiert. Während des zweiten Weltkrieges war er dienstverpflichtet in Norwegen und Finnland. Schon früh wurde er politisch tätig: von 1929 bis 1933 Mitglied der Gemeindevertretung und von 1925 bis zur Auflösung des Landkreises Emden im Jahre 1932 Kreistagsabgeordneter, und seit 1945 gehörte er wieder ununterbrochen der Vertretung der Stadt an, seit dem 8. Oktober 1946 mit einer Unterbrechung von 4 Jahren als ihr Bürgermeister. Seit 1946 war er, auch ebenfalls ununterbrochen, Mitglied des Kreistages und des Kreisausschusses des Landkreises Leer.
Der Aufbau, vor allem der Wiederaufbau des kommunalen Lebens auf der Insel sind von ihm entschieden beeinflusst und bewirkt worden; in den ersten Jahren nach dem Kriege galt sein besonderer persönlicher Einsatz der Lebensmittel- und Brennstoffbeschaffung für die Inselbevölkerung und der Eingliederung der Vertriebenen.
Daneben aber lag ihm immer die Arbeit für die Allgemeinheit am Herzen; er war Ehrenvorsitzender und 2. Vorsitzender des TuS Borkum, Mitbegründer der Selbstverwaltung der Allgemeinen Ortskrankenkasse Borkum, 2. Vorsitzender der Stiftung „Adolfinenheim“ und langjähriger Vorsitzender seiner Partei und des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
Was bleibt uns?
Die Erinnerung an einen Mann, der von seiner Aufgabe erfüllt war;
der Dank für ein Wirken, das von seinem Ansatz und seiner Selbstlosigkeit her Hoffnung gab, in einer Zeit wachsender Entfremdung gegenüber den allgemeinen Aufgaben
und die Verpflichtung, über alle persönlichen und parteilichen Unterschiede hinaus weiterzuwirken zum Wohle unserer Inselgemeinde, unserer Insel, die nun auch die letzte Ruhestätte unseres Bürgermeisters Fritz Klennert wurde.
Ich möchte feststellen, daß die Stadtvertretung Herrn Friedrich Klennert in Anerkennung seiner sehr großen Verdienste um die Stadt und um die Entwicklung unseres Bades zum Ehrenbürger ernannt hat.
Wir wollen nun Abschied nehmen von ihm und seinen ihm im Tod verbundenen Mitbürgern, dem Stadtbaumeister Steffen Müller und dem Leitenden Bademeister Kurt Prümer.
Ich bitte Sie, sich zu ihrem Gedenken von den Plätzen zu erheben.