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Geboren
08.08.1899, HerfordGestorben
27.06.1967, NorderneyCarl Hermann Friedrich „Fritz“ Klennert war ein deutscher Elektrotechniker, Gewerkschaftsfunktionär und Kommunalpolitiker der SPD. Er war 16 Jahre Bürgermeister der Stadt Borkum und gilt als einflussreichster Nachkriegspolitiker der Insel.
Als Marineflieger kam Klennert 1918 nach Borkum und arbeitete in der Weimarer Republik für die Gemeindewerke. Für die SPD wurde er ab 1925 Mitglied des Emder Kreistags und ab 1929 Mitglied des Borkumer Gemeindeausschusses. Aufgrund seines Wirkens für die Sozialdemokratie wurde er im Nationalsozialismus politisch verfolgt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Klennert 22 Jahre Mitglied des Kreistags des Landkreises Leer und des Rates der Stadt Borkum. Als Spitzenkandidat gewann er mit der SPD bis zu seinem Tod alle Ratswahlen und wurde stets auf den 1. Sitz gewählt, womit er zu den erfolgreichsten Politikern der Insel zählt. Zwischen 1946 und 1952 sowie 1956 und 1967 war er Bürgermeister der Stadt Borkum. Währenddessen war er auch Ortsvorsitzender der SPD sowie des Deutschen Gewerkschaftsbundes und 2. Vorsitzender des TuS Borkum.
Klennert starb im Alter von 67 Jahren im Amt bei einem Flugunglück auf Norderney. Ihm wird ein maßgebender Beitrag zum Wiederaufbau der insularen Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg zugeschrieben. Für seine Leistungen erhielt er mehrere Auszeichnungen.
Friedrich Klennert wurde am 8. August 1899 als dritter von vier Söhnen der Eheleute Max und Bertha Klennert in Herford geboren. Seine Großeltern väterlicherseits, August und Ernstine Klennert, lebten in Liegnitz. Sein Vater zog nach Herford, arbeitete als Holzbildhauer und heiratete dort am 9. April 1895 Bertha Gronemeier. Sie bekamen in Herford vier Kinder: Arthur (* 06.07.1895), Paul (* 14.07.1897), Friedrich und Otto (* 12.02.1901). Später zog die Familie ins benachbarte Lemgo.1 Von 1905 bis 1913 besuchte Klennert die Volksschule.2
Im Zuge der Mobilmachung im Ersten Weltkrieg wurde Klennert ab dem 1. Oktober 1917 Rekrut im ersten Ersatz-Seebataillon der Kaiserlichen Marine. Stationiert war er in Wilhelmshaven, Flensburg und Holtenau. Im Dezember 1917 war er für vier Wochen auf dem Vorpostenboot „Brake“ der 2. Nordsee-Vorpostenflottille. Er befand sich mehrere Monate im Kriegsgebiet des Festungsbereichs Wilhelmshaven. Während dieser Militärzeit wurde er zum Flugzeug-Obermatrosen befördert und flog Aufklärungsflüge über der Nordsee. Mit seinem Dienst bei der Seeflugstation Borkum ab dem 19. August 1918 kam er erstmals auf die Insel. Nach Kriegsende gehörte er der freiwilligen Nordsee-Flieger-Abteilung der Borkumer Seeflugstation an.3
Am 20. Februar 1920 wurde er vom Militärdienst nach Borkum entlassen und begann im April als Maschinist für die Reichsvermögensstelle Borkum zu arbeiten. Am 28. September wurde seine Tochter Anneliese geboren. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied der Gewerkschaft ÖTV des Deutschen Gewerkschaftsbundes.4
Weitere Anstellungen zwischen September 1921 und September 1922 waren als Elektriker und Schlosser beim Marine-Artillerie-Zeugamt Borkum sowie den Familien Teerling und Thiermann.5
Ab dem 15. März 1922 arbeitete er zunächst beim Bau für die Gemeindewerke, ab dem 1. Oktober dann als angestellter Maschinist, Schlosser und Installateur beim Elektrizitätswerk der Gemeinde. Dort war er lange Vorsitzender des Betriebs- und Angestelltenrates.
Am 11. November 1922 heiratete er Anna Gesine Dabelstein (* 17.06.1888 Leer), mit der er in einer kleinen Wohnung im Dachgeschoss der Villa „Rosenhain“ in der Kirchstraße und später am Wasserwerk wohnte.6
Klennert trat vor 1923 in die SPD ein und wurde dort schnell von den Borkumer Sozialdemokraten Johann Zahrt und Paul Nowak gefördert. Bei seiner ersten Kandidatur für ein politisches Amt am 29. November 1925 wurde er über die SPD-Liste in den Emder Kreistag gewählt. Am 17. November 1929 wurde er wiedergewählt. Bei der zeitgleich stattfindenden Gemeindewahl kandidierte er auf dem vierten Listenplatz der SPD und wurde zusätzlich Mitglied des Gemeindeausschusses Borkum.7
Aufgrund interner Umstrukturierungen wechselte er zum 1. Februar 1928 als Betriebsleiter zum Wasserwerk und wurde außerdem Stellvertreter des Gemeindewerksleiters Wilhelm Müller. 1929 legte er die Meisterprüfung als Elektroinstallateur ab.8
Klennert schied mit Auflösung des Landkreises Emden im Zuge der Kreisreform aus dem Kreistag aus. Sein Mandat als Gemeindevertreter endete vorzeitig mit der am 8. Februar 1933 im Zuge der nationalsozialistischen Machtergreifung verordneten Auflösung der kommunalen Vertretungen. Bei der Neuwahl am 12. März stand Klennert auf dem vierten Listenplatz der SPD. In den letzten Tagen des Wahlkampfes, am 8. März wurde Klennert von Gemeindevorsteher Mertes zwangsbeurlaubt und ihm wurde ein Verbot erteilt, das Wasserwerk zu betreten.9
Nachdem die NSDAP bei der Gemeindewahl die absolute Mehrheit errungen hatte, verblieben der SPD lediglich zwei Mandate: Johann Zahrt und Jan Müller. Letzterer jedoch nahm die Wahl nicht an, woraufhin Klennert von der SPD als Ersatz bestimmt wurde. Zu Klennerts Eintritt in den Gemeindeausschuss kam es nicht mehr, da die Borkumer SPD unter dem Druck von Einschüchterungen durch die SA kurz darauf begann sich selbst aufzulösen. Infolge des anschließenden Verbots der SPD durch Reichsinnenminister Wilhelm Frick am 22. Juni 1933 wurden die beiden Sitze endgültig gestrichen und die Zahl der Gemeindevertreter auf 10 reduziert.
Am 23. März wurde Klennert fristlos von Mertes entlassen, da er als „national unzuverlässig“ eingestuft wurde und vermeintlich Sabotage am Wasserwerk zu befürchten gewesen wäre. Klennert verhinderte zuvor die Hissung einer Hakenkreuzflagge am Wasserwerk, in dem er unter falschen Vorwänden die Fahnenstange abmontierte. Wegen dieser Aktion, widerständiger Äußerungen gegen die Parteilinie der NSDAP und falscher Vorwürfe über persönliche Angelegenheiten wurde er von NSDAP Mitgliedern in der Belegschaft der Gemeindewerke an Mertes gemeldet. Mertes beantragte bei der Polizei Schutzhaft für Klennert, woraufhin dieser am Abend seiner Kündigung vorsorglich von der SA festgenommen und am nächsten Morgen in das Gerichtsgefängnis nach Emden gebracht wurde, wo er später freigelassen wurde, da keine Schutzhaft verhängt wurde. Klennert versuchte in einem Rechtsstreit mit der Gemeinde über zwei Jahre erfolglos eine Wiedereinstellung oder Entschädigungsansprüche geltend zu machen.10
Verstärkt durch die Arbeitsmarktsituation während der Weltwirtschaftskrise brachte der Verlust seiner Existenz Klennert und seine Familie in starke Armut. Zwischen September 1933 und März 1935 arbeitete er mit Unterbrechungen bei verschiedenen Privatbetrieben.
Vom 1. März 1934 bis 31. Dezember 1934 war Klennert Mitglied des Kriegervereins Borkum.11
Erst ab dem 25. Juli 1935, mit der Anstellung als Betriebsstellenleiter bei der Fliegerhorstkommandatur Borkum, wurde seine finanzielle Lage einigermaßen stabil. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er in Norwegen und Finnland eingesetzt.12
Von Kriegsende bis September 1945 war Klennert in Kriegsgefangenschaft. Zwei seiner Brüder sind im letzten Kriegsjahr als Soldaten ums Leben gekommen: Otto († 17.01.1945) und Paul († 15.08.1945).13
In der ersten Sitzung des Rates der Gemeinde Borkum am 4. Oktober 1945 wurde beschlossen, Klennert wieder als Wassermeister bei den Gemeindewerken einzustellen.14 Kurz darauf wurde er auf Vorschlag des 1. Beigeordneten Paul Nowak (SPD) von der britischen Militärregierung als Gemeindevertreter in den Rat eingesetzt.15 Er wurde am 20. Dezember von Bürgermeister Arthur Schmidt vereidigt.16
Nach dem Krieg wurde Klennert Vorsitzender des Ortskartells des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
Bei der ersten Wahl zum Rat der Gemeinde Borkum am 15. September 1946 kandidierte er und erhielt mit 596 die meisten Stimmen. In der konstituierenden Sitzung am 8. Oktober wurde er mithilfe der absoluten Mehrheit der SPD zum Vorsitzenden und damit Bürgermeister gewählt. Bestätigt durch die Militärregierung, wurde er auch Vorsitzender des Entnazifizierungsausschusses Borkum.
Klennert sorgte dafür, dass Gewerkschaft und Gemeinde Anteile an Glücksspielgewinnen in Borkumer Hotels erhielten, die zur Stärkung des kommunalen Haushalts genutzt wurden. Zwischen 1500 und 2000 Mark davon wurden jeden Abend für Flüchtlinge und Kriegerwitwen zurückgelegt.17
Diese Amtszeit dauerte mit jährlichen Wiederwahlen bis zum 2. Dezember 1952 als Hermann Meyer-Gerhards von der Wählergruppe UWB sein Nachfolger wurde. Während dessen Amtszeit arbeitete Klennert im Flüchtlingslager Borkum-Reede.
Klennert wurde am 13. Oktober 1946 in den Kreistag gewählt, dem und dessen Kreisausschuss er bis zu seinem Tod angehörte.
Am 4. November 1946 verstarb seine Frau Anna Klennert im Alter von 58 Jahren. Am 2. August 1949 heiratete er in Dortmund Margarethe Auguste Elfriede Höing. Die eigentlich für den 31. Juli geplante Hochzeit wurde verschoben, damit Klennert beim Fußballspiel Borussia Dortmund gegen Arminia Hannover anwesend sein konnte.
Vom 21. Januar bis zum 17. Oktober des Jahres war er Kurdirektor des Nordseebades Borkum. 1955 wurde er zum Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins und Nachfolger Johann Zahrts gewählt.18
Am 10. November 1954 stellte Klennert beim Präsidenten des Regierungsbezirks Aurich, Ludwig Hamann, einen Antrag nach dem Gesetz zur Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts für Angehörige des öffentlichen Dienstes. Hamann stellte fest, dass Klennert weder Mitglied der NSDAP war, noch den Nationalsozialismus anderweitig förderte und konstituierte: „[Klennert] hat den Nationalsozialismus aktiv bekämpft und ist deshalb verfolgt worden. So wurde er im März 1933 infolge seiner offenkundigen Gegnerschaft zum NS-Regime fristlos aus dem Dienstverhältnis […] entlassen. […] Eine von ihm unterbundene Flaggenhissung führte schließlich zu seiner fristlosen Entlassung. Außerdem war K[lennert] infolge seiner Mitgliedschaft zur SPD besonderen Belastungen ausgesetzt, die seine Entlassung beschleunigten.“ Klennert habe gegenüber dem Regierungspräsidenten demnach „zweifelsfrei“ seine Schädigung nachweisen können.
Hamann legte dem Verwaltungsausschuss der Stadt Borkum den Antrag zur Entscheidung vor, dem dieser stattgab. Mit Schreiben vom 14. Juni 1955 an Klennert erkannte die Stadt Borkum ihre Wiedergutmachungspflicht an und gewährte Klennert die Anrechnung der Dienstzeit ab dem 1. April 1933 bis zu seinem Übergang zur Seefliegerhorstkommandatur zum 24. Juli 1935. Klennert verzichtete ausdrücklich auf die Auszahlung der Bezüge, womit sich das Verfahren lediglich auf einen symbolischen Wert der Wiedergutmachung beschränkte.19
Nach der Ratswahl 1956 wurde Klennert am 27. November wieder vom Rat zum Bürgermeister gewählt und 1961 sowie 1964 wiedergewählt. Er war Mitglied des Verwaltungsausschusses, mehrerer Fachausschüsse und des Aufsichtsrates der AG EMS.
Am 31. Oktober 1964 wurde ihm von Bundespräsident Heinrich Lübke das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Klennert empfing am Vormittag des 4. Augusts 1965 den Regierenden Bügermeister von Berlin und Kanzlerkandidaten der SPD, Willy Brandt, zu einem Besuch auf Borkum.
In Vorbereitung auf einen geplanten Schwimmbadneubau unternahm Klennert zusammen mit dem zuständigen Architekten Manfred Ziehn sowie Stadtbaumeister Steffen Müller und Bademeister Kurt Prümer am 27. Juni 1967 eine Flugreise zur Besichtigung von Kureinrichtungen. Nach dem Besuch auf Norderney kippte die Bölkow Bo 207 des Piloten Ziehn kurz nach dem Start der Maschine nach einer Linkskurve über die rechte Tragfläche ab, stürzte hinter dem Seedeich ab und tötete die vier Insassen.
Die Särge wurden am Folgetag vom Schiff „Norderney“ der DGzRS nach Borkum überführt. Nach Empfang und Ehrengeleit durch den Rat und die Borkumer Marine wurde den Opfern gedacht. Die Trauerfeier und anschließende Beisetzung auf dem evangelisch-reformierten Friedhof fand am 30. Juni statt. Am selben Tag erklärte der Rat Klennert zum Ehrenbürger der Stadt Borkum.20
Gemessen an den Wahlergebnissen gehört Fritz Klennert zu den beliebtesten Kommunalpolitikern der Inselgeschichte. In der Bundesrepublik gewann die SPD alle Ratswahlen, zu denen er antrat. Zwischen 1946 und 1964 war er Spitzenkandidat der Partei. Er hält mit sechs Wahlsiegen in Folge dafür den Rekord. Bei den Ratswahlen 1961 und 1964 schaffte er es fast 40 % aller Stimmen lediglich auf sich zu vereinen. Bei allen sechs Ratswahlen, zu denen er antrat, erhielt er die meisten Stimmen und den ersten Sitz zugeteilt. Mit seiner letzten Wahl 1964 gelang es der SPD, die absolute Mehrheit zu erlangen. Klennerts Tod stellt eine Zäsur in der politischen Geschichte der Insel dar. Er beendete die Dominanz der SPD im Rat der Stadt und führte zu Jahrzehnten CDU geprägter Kommunalpolitik. Der erste knappe SPD-Wahlsieg seit dem war im Jahr 2016.
Klennert gilt als einflussreichster Kommunalpolitiker in der Nachkriegszeit und der jungen Bundesrepublik sowie maßgeblich am Wiederaufbau von Wirtschaft und Infrastruktur nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligt. Johann Specht, Verleger der Borkumer Zeitung und Vertrauter Klennerts, beschrieb ihn in einem Nachruf als Schlüsselfigur: „[E]ins hatte Klennert […] klar erkannt: Sein Programm für den Wiederaufbau Borkums. […] Diese klare Stellung verschaffte ihm sogar in den sogenannten Bürgerkreisen viele Anhänger und Stimmen und ließ ihn doch verschiedentlich als einzigen Sieger hervorgehen. Die Politik Borkums nach dem zweiten Kriege hat er ganz allein bestimmt — und wie sie auch in den Augen der einzelnen ausgegangen sein mag — er ist für diese Zeit verantwortlich, ihm kommt Lob oder Tadel zu!“ In einer Rede beurteilte der stellvertretende Bürgermeister Dode Beckmann (FDP) Klennerts Beiträge vergleichbar: „Die großen Entscheidungen in unserem Hause sind, wenn auch oft einmal nach hartem Ringen, fast alle einmütig geformt und gefaßt worden, aber Bürgermeister Klennert hatte doch den entscheidenden Anteil besonders an der Entwicklung unserer Insel nach dem letzten Krieg.“
Beckmann erklärte Klennerts hohes Ansehen damit, dass dieser einen uneigennützigen Charakter habe: „Er lebte […] auch, und so ist er in seinem öffentlichen Wirken auch wohl nur zu verstehen, für die Gemeinschaft, weil diese Spannung, diese Beziehung zu den Aufgaben seines Amtes ihn so formte. Und das ist sicher wahr; dieses ständige Gegenüber mit kleinen und großen menschlichen Anliegen und den öffentlichen Aufgaben ließ ihn auch über Parteischranken hinauswachsen, so daß er eben „Der Bürgermeister“ war.“
Specht schrieb außerdem über Klennerts Arbeitsweise: „Er hat nicht Zeit und Opfer gescheut. Er hat durch Nächte hin Probleme gewälzt und sich zu Entschlüssen schwieriger Art durchgerungen. Er hat sich gegen seine eigenen Leute durchgesetzt und war sehr oft sehr einsam — weil kein Vertrauter, der ihn verstand, da war.“
Klennert hatte während seiner Zeit als Angestellter der Gemeindewerke ein schlechtes Verhältnis zum damaligen Gemeindevorsteher Tönjes Kieviet, da er mit dessen Personalpolitik und Investitionsplänen nicht einverstanden war. Als Vorsitzender des Betriebsrates kritisierte er vor allem, dass Kieviet kein Verständnis für die Belange der Belegschaft zeige und Fügsamkeit vor Leistung stelle. Später als Bürgermeister unterstützte er Kieviets Ernennung zum Ehrenbürger und würdigte seine Leistungen bei der Übergabe der Urkunde. Kieviet äußerte 1947 Zufriedenheit und Lob gegenüber Klennert für den Wiederaufbau des Badebetriebs nach dem Zweiten Weltkrieg.
Gegenüber dem ehemaligen nationalsozialistischen Bürgermeister Ernst Hunze drückte Klennert offen seine Feindseligkeit aus. Er kritisierte Hunzes viele Leserbriefe in der Borkumer Zeitung, die Klennert und die SPD angriffen sowie die Verschleierung früherer Vergehen. Eine in der Borkumer Zeitung erschienene „Abrechnung“ mit Hunze schloss er ab mit: „Wenn Sie auch nur ein Tüttelchen Ehrgefühl hätten, dann würden Sie als „aufrechter, deutscher Mann“ Ihre sieben Sachen packen und dahin verschwinden, wo der Pfeffer wächst, anstatt die Borkumer mit Ihrem Geschreibsel zu belästigen und unserem Bad Schaden zuzufügen.“
Klennert pflegte gute Freundschaften zu Stadtdirektor Theo Speer, BZ-Chefredakteur Johann Specht und, trotz politischer Auseinandersetzungen, CDU-Fraktionschefin Leni Meyer-Gerhards. Politisch gefördert haben Klennert vor allem die älteren Borkumer Sozialdemokraten Paul Nowak, Johann Zahrt und Jan Müller.
In der Antrittsrede für seine erste Amtszeit erklärte Klennert am 8. Oktober 1946 den Wiederaufbau des touristischen Angebots und die Fürsorge für Geflüchtete und Vertriebene sowie Kriegsopfer und Arme zu seinen Hauptzielen. Dazu forderte er, dass der Rat „den wirtschaftlich Starken, Kriegsgewinnlern und Nutzniessern der Nazizeit gegenüber, zu Gunsten der Notleidenden noch sehr oft unpopulär werden“ müsse. Klennert organisierte die Aufnahme und Eingliederung von Vertriebenen sowie die Lebensmittel- und Brennstoffbeschaffung. Über diese Zeit schreibt die Borkumer Zeitung und Badezeitung später: „1400 Heimatvertriebene kamen eines Tages völlig überraschend auf der Insel an, für sie war fast nichts weiter da als die fast durchweg ausgeräumten Gebäude und Räume der ehemaligen Kaserne Mitte. […] Was wirklich noch aus Wehrmachtsbeständen vorhanden war, reichte nicht, auch nur die dringendsten Bedürfnisse zu decken. Da war Fritz Klennert ein dringlicher Mahner bei den Festlandsbehörden, deren Arbeitstempo ihm viel zu langsam war. […] Sein damaliger Mitarbeiter weiß sich heute noch daran zu erinnern, daß er, um Dampf dahinter zu machen, den Regierungspräsidenten in Aurich mit seiner ganzen Behörde zur Beerdigung der Flüchtlinge eingeladen hat, wenn diese wegen der lahmen Behandlung ihrer Versorgung verhungern oder erfrieren sollten.“ Darüber hinaus habe Klennert sich im kalten Winter Befehlen der Militärregierung widersetzt und ohne Genehmigung Kohlebestände an die Bevölkerung verteilt, „obwohl er sich bewusst war, daß er „Kopf und Kragen“ dabei riskierte, und als man ihn später zur Rechenschaft ziehen wollte, begründete er seine Handlungsweise mannhaft damit, daß er sagte, er sei in erster Linie für Bevölkerung Borkums da.“
Klennert drängte die Militärregierung erfolgreich dazu von Plänen der Zerstörung des Borkumer Hafens abzusehen und eine Nutzung für die Fischerei und Küstenschifffahrt zuzulassen.
Besonders für den Ausbau der touristischen Einrichtungen und der Infrastruktur auf der Insel wird Klennert als hauptverantwortlich angesehen. Zu ersteren zählen unter anderem die Wiederherstellung des Kurmittelhauses oder die Neueinrichtung der Kurhalle. Zu letzteren gehören die Verbesserung des Straßennetzes und kultureller sowie sportlicher Einrichtungen, die Neuordnung der Kanalisation sowie der Ausbau der Stromversorgung. Zu wesentlichen Neubauten zählten eine Kläranlage, ein Krankenhaus, ein Altenwohn- und Pflegeheim sowie ein Kindergarten. Darüber hinaus wurde ein neues Wassergewinnungsgebiet erschlossen.
Unter Klennert schaffte die Gemeinde erstmals seit langem die Angewiesenheit auf Bedarfszuweisungen zu überwinden und einen ausgegelichenen Haushalt zu führen.
Klennert bezeichnete sich selbst als Sozialisten, aber distanzierte sich klar vom Regierungssystem der Sowjetunion und charakterisierte es als Diktatur. Hingegen verstand er die Demokratie als „Begriff der politischen Anständigkeit und gegenseitiger Achtung“. Er erklärte: „Der Sozialismus baut sich auf auf Nächstenliebe; Sozialist ist der, der in seinem Innern sich darüber klar ist, dass sein Leben nicht seinetwegen sondern seiner Mitmenschen wegen ist.“
Klennert war aktiver Gewerkschafter. Im Alter von 21 Jahren wurde er Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr des Deutschen Gewerkschaftsbundes und etwa zeitgleich der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Er war in der Weimarer Republik Vorsitzender des Betriebs- und Angestelltenrates der Gemeinde Borkum. Nach dem Krieg war er bis April 1964 Vorsitzender des Borkumer Ortskartells des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Auf seine Initiative hin wurden Vertreter von Gewerkschaften in Ausschüsse der Stadt berufen.
Ab dem 30. Dezember 1917 begann Klennert bei den Seeflugstationen Wilhelmshaven und Flensburg die Fliegerausbildung und entwickelte schnell eine Leidenschaft für das Fliegen. Er erhielt während seiner Militärzeit durchweg positive Reaktionen als Soldat und Flieger. Nach seinem zweimonatigen Dienst im Sommer 1918 in Holtenau und Flensburg wurde er als „sehr guter Flieger; zum Kampfflieger geeignet“ angesehen. Am 1. Oktober 1918 wurde er zum Flugzeug-Obermatrosen befördert.
Klennert war Mitglied des Deutschen Luftsportverbands. Als Referent und Fluglehrer in Theorie und Praxis lehrte er Flug- und Flugzeugbauwesen im Borkumer Segelfliegersturm.
Kurz vor seinem Unfalltod plante Klennert auf Borkum einen Aeroclub oder Luftsportverband zu gründen.
Klennert war in der Weimarer Republik selbst Fußballspieler. Nach dem Zweiten Weltkrieg förderte er den Aufbau des TuS Borkum und initiierte und führte unter anderem die Verhandlungen über den Kauf des aus Bundesbesitz übernommenen heutigen Vereinsgeländes. Zwischen 1958 und 1964 war er 2. Vorsitzender.
Klennert war Mitbegründer der Allgemeinen Ortskrankenkasse Borkum und während seiner Zeit als Bürgermeister 2. Vorsitzender sowie ab 1966 auch Schriftführer des Vereins Adolfinenheim.
Am 14. August 1964 empfahl Peter Elster, Oberkreisdirektor des Landkreises Leer, dem Regierungspräsidenten des Bezirks Aurich, Hans Beutz, Klennert für die Auszeichnung mit dem Verdienstkreuz des Verdienstordens vorzuschlagen. In Elsters Begründung heißt es: „Bürgermeister Klennert hat an dem Wiederaufbau der Stadt Borkum und des Nordseebades entscheidenden Anteil. […] Als Kreistagsabgeordneter und Kreisausschußmitglied hat Bürgermeister Klennert seine Kenntnisse und Erfahrungen in den Dienst des Kreises gestellt und dem Kreise bei den vielen Aufbaumaßnahmen wertvolle Dienste geleistet.“
Angeregt durch Beutz schlug der niedersächsische Ministerpräsident Georg Diederichs dem Bundespräsidenten Heinrich Lübke die Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande vor, die dieser schließlich am 31. Oktober 1964 vornahm.
Am 23. Februar 1965 fand die Verleihungsfeier im Sitzungssaal der Bezirksregierung Aurich statt. Dort wurde Klennert und fünf weiteren ostfriesischen Bürgermeistern durch Beutz das Verdienstkreuz und die Verleihungsurkunde übergeben.
Am 30. Juni 1967 um 14:00 Uhr, eine Stunde vor seiner Beisetzung, trat der Rat zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen und beschloss einstimmig, Klennert zum Ehrenbürger der Stadt Borkum zu ernennen. Der stellvertretende Bürgermeister Dode Beckmann (FDP) erklärte, diese Entscheidung sei unmittelbar nach Bekanntwerden des Unfalltodes gefasst worden. In einer Gedenkrede sagte er: „Wir alle wissen, daß es kaum eine Sitzung gab, die ihn nicht auf seinem Posten sah. Wir alle, die wir Verantwortung tragen für unsere Gemeinschaft, wissen, daß so etwas nicht selbstverständlich und auf keinen Fall ohne persönliche Opfer möglich ist. […] Was bleibt uns? Die Erinnerung an einen Mann, der von seiner Aufgabe erfüllt war; der Dank für ein Wirken, das von seinem Ansatz und seiner Selbstlosigkeit her Hoffnung gab […] und die Verpflichtung, über alle persönlichen und parteilichen Unterschiede hinaus weiterzuwirken zum Wohle unserer Inselgemeinde, unserer Insel, die nun auch die letzte Ruhestätte unseres Bürgermeisters Fritz Klennert wurde.“
Klennert ist bis heute der letzte, dem die Ehrenbürgerwürde verliehen wurde und der einzige, dem sie postum verliehen wurde.
Mit Schreiben vom 24. September 2003 regte der lutherische Kirchenvorstand bei Bürgermeister Cornelius Akkermann an, den bisher unbenannten Verbindungsweg zwischen Strand- und Bubertstraße Klennert zu widmen, der in den Sechzigerjahren dort wohnte. Dem Anliegen stimmte der Rat in der Sitzung vom 25. November zu und beschloss einstimmig die Benennung in „Bürgermeister Fritz-Klennert-Weg“. In der Begründung heißt es: „Bürgermeister Fritz Klennert hat sich große Verdienste um die Stadt Borkum erworben und sein Leben im Dienste der Stadt gelassen.“ Klennerts ehemaliger Wohnsitz wird heute mit der Anschrift Strandstraße 39 von der lutherischen Kirchengemeinde genutzt.
Noch zu Lebzeiten widmete der TuS Borkum Klennert den großen Sportplatz auf seinem Vereinsgelände. Seit dem Neubau 2015 ist der „Fritz-Klennert-Sportplatz“ ein Kunstrasen-Fußballplatz.
Klennert ist außerdem für seine Verdienste zum Ehrenvorsitzenden des Vereins ernannt worden.
Bei der Eröffnungsfeier des Meerwasserwellenbades am 9. Juli 1970 gedachte Bürgermeister Hermann van Dyken (CDU) den Verunglückten des Flugzeugabsturzes. Eine aufgestellte Gedenktafel erinnerte seit dem an Klennert, Müller, Prümer und Ziehn. Sie befindet sich nun im Gezeitenland.
Ein Antrag der SPD-Fraktion im Jahr 2010 zur Benennung der Ehrenamtsmedaille der Stadt Borkum in „Fritz-Klennert-Medaille“ fand keine Mehrheit im Rat.
Stadtarchiv Herford: Standesamtsregister Herford. Geburten 1895/425, 1897/495, 1899/569 und 1901/128, Heirat 1895/42.
Wiedergutmachungsakten (In: NLA AU, Rep. 17/2, Nr. 795)
Schriftverkehr zwischen Gemeinde, Landkreis und Regierungsbezirk (In: NLA AU, Rep. 32, Nr. 46)
Borkumer Zeitung und Badezeitung, 29.07.1967
Siehe 2
Siehe 4
Wahlunterlagen der Gemeinde, Archiv Heimatverein Borkum e. V.
Siehe 3
Siehe 3
Siehe 3
Mitgliederverzeichnis Kriegerverein, Archiv Heimatverein Borkum e. V.
Verleihung von Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (In: NLA AU, Rep. 17/1, Nr. 254)
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge
Sitzungsprotokoll des Rates vom 04.10.1945
BORKUM: Ehrenbeamte und Stadtvertreter (In: NLA AU, Rep. 32, Nr. 44)
Sitzungsprotokoll des Rates vom 20.12.1945
Deutschland - ein Sommermärchen (In: DER SPIEGEL 32/1947)
Friedrich-Ebert-Stiftung, Archiv der sozialen Demokratie
Siehe 2
Siehe 4